Sensationeller Auftritt bei der Lausitz-Rallye

8. November 2021 | Rallye

Die ADMV Lausitz-Rallye (4.-6. November) gilt mit 170 km auf Bestzeit gefahren als größte und härteste Schotter-Rallye in Deutschland, bei der erstmals die Rallye-Nachwuchspiloten Jonas (16) und Liam Müller (17, beide Hemhofen) an den Start gingen. Jonas belegte mit seinem Beifahrer Nico Otterbach bei seinem Rallye-Debut in Boxberg/ Oberlausitz (Sachsen) einen sehr guten Gesamtrang 30 und Platz 1 in der Klasse RC5N. Liam schaffte es mit seiner Mutter Katharina Müller als Co-Pilotin auf Gesamtrang 22 und sicherte sich bei seiner ersten großen Rallye in seiner Klasse RC4 einen sensationellen 2. Platz.

Müller Brothers, Lausitz Rallye 2021
Foto: Sascha Dörrenbächer

Trotz Ausrutscher in WP 3 ein erfolgreiches Rennwochenende für Jonas

Der erste Tag des Rallye-Wochenendes brachte gleich einige Herausforderungen für die Müller-Brüder mit sich. Am Freitagnachmittag starteten 77 Teams in die ersten 4 von insgesamt 12 Wertungsprüfungen (WP). Die Bedingungen waren trotz großer Vorfreude denkbar schlecht, wie Jonas kurz vor dem Start berichtete: „Es hat die ganze Nacht durchgeregnet und es wird auch heute voraussichtlich nass bleiben. Zusätzlich muss man auf dem Schotter, vor allem bei den Sprungkuppen in WP1, sehr aufpassen“, so Jonas.

Gleich von Beginn an entwickelte Jonas ein gutes Gefühl für seinen Opel Adam in Cup-Version (ca. 160 PS). Mit Beifahrer Nico Otterbach gelang es dem Youngster bei seiner Rallye-Premiere vom Start an sehr gute Zeiten zu fahren und konnte sich direkt gegen wesentlich leistungsstärkere Fahrzeuge durchsetzen. In der dritten Prüfung kam Jonas nach einer schnellen Kurvenkombination von der Strecke ab und verlor über 8 Minuten. „Wir sind nach einer schnellen Geraden von der Strecke abgekommen und in einer Sandkuhle abseits der Strecke zum Stehen gekommen. Durch das Aufsetzen kamen wir nicht mehr los, doch gemeinsam mit hilfsbereiten Zuschauern schafften wir es, die Prüfung mit entsprechendem Zeitverlust zu beenden“, erklärt Jonas.

Das Auto hatte den Ausflug in WP 3 ohne größere Blessuren überstanden. Lediglich ein Reifenwechsel sowie das Richten des Kotflügels mussten nach der Prüfung vollzogen werden. Somit endete der erste Tag für Jonas Müller bei seiner Premiere mit einem 58. Gesamtrang.

Am 2. Rallyetag überzeugte Jonas mit einer fast fehlerfreien Fahrt auf den restlichen Wertungsprüfungen. „Am Anfang musste ich mich in das Auto reinfinden. Der Cup-Adam lässt sich super gut fahren. Er hat genau das gemacht, was ich wollte, und ich habe mich dabei gut gefühlt. Am Ende haben wir dann ein wenig Tempo herausgenommen, um gut und sicher im Ziel anzukommen“, so Jonas.

Mit Gesamtrang 30 und Platz 1 in der Klasse RC5N ist der Rallye-Debutant überglücklich und freut sich auf die kommenden Rallyes: „Insgesamt war es eine große Herausforderung, durch die wir viel lernen konnten. Wir hatten großartige Erlebnisse hier in der Lausitz und es hat sehr viel Spaß gemacht, an den Start zu gehen. Ich bin absolut zufrieden und freue mich auf weitere Rallyes.“

Dass Jonas mit nur 16 Jahren und ohne Führerschein an der Lausitz-Rallye teilnehmen konnte, wird im Rallyesport durch das Projekt 16 des Internationalen Automobilverbandes ermöglicht. Die Nachwuchsfahrer dürfen dadurch auf den abgesperrten Strecken selbst fahren, müssen aber an den Verbindungen, die im öffentlichen Straßenverkehr stattfinden, das Steuer an den Beifahrer abgeben.

Nach Änderungen am Setup des Opel Adam R2 konnte Liam seinen Rhythmus finden

Bei Liam verlief der Start zu seiner erst dritten Rallye in der Lausitz nicht perfekt. Zusätzlich zu den schwierigen Bedingungen auf den Schotterstrecken im alten Tagebaugelände wurden nach den ersten gefahrenen Prüfungen Schwierigkeiten beim Setup des Opel Adam R2 festgestellt. „Ich war mit dem Auto schon in WP1 nicht zufrieden, der Adam fühlte sich extrem unruhig an und wir konnten keinen guten Rhythmus finden“, erklärt Liam.

So passierte auch ihm auf dem Rundkurs in WP3 ein kleiner Ausrutscher, der aber keinen Schaden am Auto hinterließ. Nachdem er in den Auslauf gefahren war, musste erst mit Zeitverlust gewendet werden, um wieder zurück auf die Strecke zu gelangen. Eine weitere Herausforderung ergab sich am Freitagabend für den erst 17jährigen aus Hemhofen: „Der dritte Gang unseres Getriebes hat in WP 4 gehakt. Deshalb hat unser Einsatzteam rund um Schmack Motosport entschieden, bereits am Freitagabend im Service noch ein neues Getriebe einzubauen. Parallel haben wir begonnen, das Fahrwerk zu modifizieren, indem wir es weicher gemacht haben“, berichtete Liam. Somit beendete er den ersten Rallyetag mit einem 39. Gesamtrang: „Trotz unserer Herausforderung mit dem Setup und einem kleinen Ausrutscher bin ich mit unserem 3. Platz in der Klasse RC4 bei einer internationalen Rallyeveranstaltung recht zufrieden“, so Liam.

Zusätzliche Verbesserungen am Fahrwerk brachten im Laufe des Samstags positive Ergebnisse: Liam konnte sich auf den schnellen Schotterprüfungen kontinuierlich steigern. Mit einer Bestzeit in WP 11 glänzte der Youngster auf der letzten gefahren Wertungsprüfung und manifestierte damit Gesamtrang 2 in seiner Klasse. „Wir sind sehr zufrieden mit unserem Ergebnis hier auf den anspruchsvollen Prüfungen der Lausitz und konnten sehr viele Erfahrungen sammeln, die uns in Zukunft zugutekommen werden“, fasste Liam zusammen.

Foto: Sascha Dörrenbacher

Die Eltern Wolfgang und Katharina Müller sind mit den Ergebnissen ihrer Youngster sehr zufrieden

Zu den zahlreichen Unterstützern der beiden Nachwuchsfahrer gehören auch die Eltern von Jonas und Liam, die selbst viele Jahre erfolgreich im Rallyesport unterwegs waren. „Als Beifahrerin hat es mir selbst unheimlich viel Spaß gemacht, mal wieder im Auto zu sitzen und den Fortschritt von Liam mitzuerleben. Er hat von Beginn an unseren Aufschrieb perfekt umgesetzt. Der Lernerfolg auf dieser Veranstaltung ist enorm“, so Katharina. „Überrascht hat mich vor allem das konzentrierte und fokussierte Agieren von Jonas. Er saß zum ersten Mal bei einer Rallye im Auto, hat mit Nico einen Aufschrieb erstellen müssen und das alles bei den schwierigen Bedingungen – das hat großen Respekt verdient“, ergänzt Wolfgang.

geschrieben von

Katharina Müller

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